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Die Pammerin

Da das hier mein erster Eintrag in dieser meiner Kolumne ist, und ich die 100 Euro jedenfalls kassieren möchte, beginne ich gleich mit der Geschichte von der Pammerin.

Die Pammerin ist jetzt Höhlen-Tauchlehrerin in Thailand und arbeitet am Schiff, davor war sie Piratin in Südmexico und davor Türsteherin in New Mexico - und: sie hat eine Vorliebe für Shanghai. Das hab ich noch immer nicht ganz verstanden, weil ich nicht glaub, dasz das Essen in Shanghai wirklich so gut ist, aber sie sagt: zwischendurch in Shanghai oder Bangkok absteigen das ist schon schön, Ausstellungen anschauen oder in irgendein Museum gehen. Da stellt sie sogar die Pferde ab. Das ist nicht selbstverständlich.

Sag ich: naja, aber das Shanghai, das ist doch eher eine Absteige für 17jährige deutsche Managerkinder, die irgendwelche Podcasts und Selfies machen, sagt sie: nanana.
Na gut, dann halt nicht. Soll sie halt.  Ich misch mich bei der Pammerin nicht ein.

Sie hat ja eine schwierige Geschichte hinter sich, mit dem Meeres-Biologiestudium in Wien - das war ja nix. Da irgendwo deppert im Haifischbecken vom Flakturm herumtauchen - voll für nix. Und ihr Mutter, die hat sie dann angezeigt, aber nicht wegen dem Flakturm und auch nicht wegen dem Meeresbiologiestudium, sondern wegen dem Helmut. Der Helmut war nämlich der Ehemann von der Pammerin - und das ist nicht gut ausgegangen.
Ich hab ja immer geglaubt, dasz das irgendein Problem mit einem fliegenden Aschenbecher war, aber nein. Es war anders. Die Pammerin hat ja keinen Aschenbecher, weil sie raucht schon lang nicht mehr, genauer gesagt, seit sie nicht mehr im besetzten Haus in Graz in der Puchstraße wohnt. Und um ehrlich zu sein: auch dort hat sie nicht geraucht, sondern nur Kuchen gegessen. Aber da war sie noch vierzehn, jetzt ist sie ja schon cirka 34. Oder 35. Jedenfalls war sie davor im Sacre-Coeur (bei dem Wort tu ich mir immer sehr schwer beim Schreiben) und da hatte sie sogar Reitstunden im Galopp im Damensitz. Für was das gut gewesen hätte sein sollen, wissen wir nicht genau. Und da ist auch das mit den Unfällen losgegangen. Da ist die Pammerin zum Beispiel im Damensitz im Galopp versehentlich abgestiegen und nach Schleuderflug mitm Kopf gegen die Bande gekracht. Deppert. Die Bande ist immer im Weg, aber das ist das Problem von der Bande, nicht das von der Pammerin. Die kann ja nichts dafür, dasz da eine Wand herumsteht im Viereck. Allerdings hat die Pammerin seitdem ein Problem mit Unfällen, und es sind aber keine Tauchunfälle - bis jetzt zumindest nicht - sondern eher BMX-Unfälle in Berlin, wo sie einen Jeep schneidet, auf die Windschutzscheibe fliegt, weil sie - flott wie sie ist - sofort sich vom BMX abstoßt und nach oben hebt und dem uralten Jeep in der Stadt auf die Windschutzscheibe fliegt, auf der Scheibe pickt, dem Fahrer ins Gsicht und in die Augen schaut, kurz ausspuckt und dann abrollt - seitlich weg dann und hopp. Aber sie war eh unter Schock, also halb so schlimm. Anzeige hats nicht gebracht, weil sie hat ja einfach den Jeep mit seinen 60 Kilometer pro Stunde einfach geschnitten.

Pahh - und jetzt hab ich erst 2.947 Zeichen.

Also, die Pammerin. Ihre Unfälle hatte sie dann eben echt überall, beim Surfen fast abgsoffn, ständig Waschmaschine und immer speibm vom vielen Salzwasser. Irgendwann hat sie sich dann gedacht: genug gspiebm - kann ich ja gleich tauchen gehen. Das hat sie dann auch gemacht.

Davor war sie aber noch Boxtraining in Wien - das war eher die harte Schule. Aber Hauptsache: Sacre Coeur. Jetzt ist es grad so, dass sie langsam vom Sauerstoff aus der Flasche narrisch wird, aber es hält sich in Grenzen. Bis jetzt keine Eskalation.
Jedenfalls hat die Mutter von der Pammerin die Pammerin anzeigt, wegen ihrem Ehemann. Also dem ehemaligen Ehemann. Das war ein Präzedenzfall dieser Ehemann. Helmut hat er geheissn und er hat einfach ueberhaupt ned wolln. Nix wollt er. Frage: Warum hat er die Pammerin dann eigentlich gheiratet? Tja, das wiss ma no immer ned so genau. Wir vermuten aber.
Also, nachdem die Pammerin damals schon ned graucht hat, hatte sie keinen Aschenbecher. Also hatte der Helmut auch keinen Aschenbecher, den er nach der Pammerin hätt schmeissen können - er war ja auch Nichtraucher - und die Pammerin hätte keine Verletzungsanzeige bei der zuständigen Polizei machen können deswegen.

Pah - erst 4.136 Zeichen. Und die Zeit vergeht a ned. Mirs jetz scho fad. Oben räumt die Frau Rothensteiner die Zimmer auf - zum Glück - sonst müsst ich das auch noch machen. Ich mach ja eh sonst auch schon fast alles. Fast. Und i sitz da in der Sonn, halbert nackert und hab ned amal Lust zum Rauchen. Das ist auch komisch.

Jedenfalls war der Helmut immer schon ein bissl komisch und eher verdächtig. Und ohne Aschenbecher funktionieren die meisten Beziehungen sowieso ned lang. Also auch nicht die Ehe von der Pammerin. Nicht amal am Balkon draussen hams an Aschenbecher ghabt. Heute ist die Pammerin irgendwie grantig gwesen. Weil, seit sie nicht mehr verheiratet ist, ist sie Vegetariarin - und also eigentlich eh immer ein bissl grantig. Aber sie sagt, wenn sie in Thailand ist, ist das alles völlig anderst. Da ist sie weder grantig, noch deprimiert, noch mundfaul, noch garstig, nicht einmal komisch langsam in Kopf, als ob sie komplett zugedröhnt wär. Obwohl, das komische beduselt sein von ihr, da vermuten wir, dass sie das hat wegen dem Tauchen, also wegen den Sauerstoffflaschen und dem Unterdruck. Aber sie sagt, wenn sie fuffzehn Meter unter Wasser ist, da kriegt sie erst richtig Lust, noch weiter runter zu gehen und dann fühlt sie sich eigentlich erst wohl. Also mit Erdoberfläche und Sauerstoff-Monoxid-Kohlendioxid-Gemisch geht bei der Pammerin gar nix mehr. Sie ist einfach eher so der Taucher-Typ - ohne Fotosynthese, ausser es sind irgendwelche Algen. Die Grünalgen sind sogar so schen, dass die Pammerin sich aus den hell-gift-moosgrünen Algen einen Pullover stricken wollte, also aus den getrockneten Algen, aber leider - wenn die trocknen an der Sonne, bleichen sie aus und aus dem extrem intensiven schenen grün bleibt nur ein helles ausgebleichtes grün-gelb-beige.

So. Das sind jetzt nur 6.152 Zeichen.
Also wieder kane 100 Euronen.
Aber I geh jetz essen und tratschen.
Kocht hab I ja schon vor einer Stund und drei Ladungen Wäsch und dann der Regen und die Wäsch eini aufn Balkon und ab die Post.
Und nach Wien fahri morgn sicher ned.
Morgen is Dienstag.
Da geh I Flanieren und eventuell Baden.
Und am Mittwoch schreib I vielleicht ein Kochbuch.
Kochen ohne Waffen oder so irgendwas.
Mist. Wo is eigentlich mei Kind?
Voll vergessen.
I glaub, die liegt no immer im Bett und schlaft sich amal ordntlich aus.
Sonst wird ihr wieder fad.

 ...




[Kolumne/Sahra Gabriele Foetschl/25.07.2014]





    Kolumne/Sahra Gabriele Foetschl


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